English
10-Aug-2013 –
„Wir wollten mal auf Großfahrt geh'n
mit Kochgeschirr und Zelt,
jetzt sind wir in Sibirien,
für mehr fehlt uns das Geld.
Hei, ho wir sind nun so,
woll'n paddeln und auch Fisch.
Alle hauen mächtig rein,
auch Bannock gibt es frisch.“
Die erste Strophe unseres Taigaliedes, verfasst von Klaus-Peter Meyer.
Wir, das sind 10 Freunde von www.taigakanutours.de zwischen 59 und 80 Jahren. Der Betreiber der Webseite, Walter Dick hat viele Jahre in Sibirien gelebt. Als unser Guide kennt er sich bestens aus und hat dort seit Jahren schon viele Flüsse mit dem Kanu befahren. Für die diesjährige Tour hat er sich den Alakit und den Olenjok ausgesucht.
Die Anreise per Flugzeug erfolgt von Deutschland nach Moskau und von dort direkt nach Mirny in Jakutien. Dort betreibt ALROSA, der zweitgrößte Diamantenförderer der Welt, mehrere Minen im Tagebau als auch den Abbau Untertage. Die erste große Mine mit einem Durchmesser oben von 1200 m und 500 m Tiefe ist bei Google Earth wunderbar zu sehen. Bei Verwandten von Walter werden wir herzlich aufgenommen und haben den ersten Kontakt mit unseren Booten, 3 Kanus und 5 Kajaks gemacht. Am nächsten Tag wird der Proviant für 3 Wochen in der Taiga eingekauft. Die Boote werden verladen und fahren uns voraus.
Wir folgen am gleichen Tag mit einem kleinen Bus, samt unserer Ausrüstung und Verpflegung, rund 500 km auf der Diamantenstraße Richtung Norden bis zum Flughafen in Polyarnyy nach. Von dort geht es mit einem Hubschrauber Mi-8 vollbeladen bis unter die Decke zur Einsatzstelle auf irgendeiner Kiesbank am Alakit. Alles raus, der Hubschrauber hebt wieder ab und langsam kehrt wieder Ruhe in die Taiga ein. Erster Augenschein, der Fluss scheint genügend Wasser für unsere Boote zu haben. Das Lager, sprich Zelte und Küche, sind schnell aufgebaut und bald gibt es den ersten Tee. Genauso schnell ist am nächsten Tag alles wieder abgebaut, der Proviant und die Ausrüstung auf alle Boote verteilt, wobei die Kanus etwas mehr aufnehmen als die Kajaks.
Alle möchten so schnell wie möglich aufs Wasser zu neuen Ufern. Aber schon bald müssen wir feststellen, dass der Alakit doch zu wenig Wasser hat und nicht nur die Kanus müssen immer öfter über Sandbänke gezogen werden. Das Niedrigwasser hat auch zur Folge, dass es in den ersten Tagen sehr wenig Fisch gab. Nach 2 Tagen ein kleiner Höhepunkt, wir überschreiten gleich 2x den nördlichen Polarkreis und nach 2 größeren Nebenflüssen wird die Situation auf dem Wasser immer besser, zumal auch an den nächsten Tagen noch weitere Nebenflüsse folgten.
Am 10. August begeistere ich dann unser ganzes Team vom Vorhaben, den Confluence Point 67° Nord und 110° Ost zu suchen, da dieser sich nur etwa 400 m vom Ufer des Alakit befindet. Der Weg dorthin über Blaubeerfelder war einfach. Am Koordinatenschnittpunkt wurde dann ein Gruppenbild mit Dietlind & Klaus-Peter, Walter, Dirk, Norbert und Christian gemacht.
Am nächsten Tag erreichten wir dann den Olenjok und von da an brauchten wir nicht mehr unsere Boote ziehen und an den Abenden gab es nun Fisch satt. Hechte riesengroß, Taimen eine Delikatesse und natürlich Lenoks, die sibirische Forelle, gab es bis zum Abwinken frisch zubereitet aus der Pfanne. Und dann gab es noch eine Geschichte... „und wenn der Topf aber nun ein Loch hat…!“ Die Landschaft hatte sich geändert. Der Fluss wurde breiter und immer öfter begleiten uns beiderseits des Ufers hohe Felswände. Natürlich mussten wir da hoch, denn Walter versprach uns von da oben grandiose Fernsichten über die Lärchenwälder der Taiga.
Sergej unser Arzt spielte auf der mitgenommenen Ziehharmonika russische Weisen, die weit über die Landschaft klangen. Berauscht nehmen wir alles in uns auf. Bei den nächsten Steilwänden braucht Walter nicht mehr so viel Überzeugungskraft. Die Aussichten von da oben waren immer wieder faszinierend.
Schnell vergehen die Tage und Walter verspricht uns am Ende der Tour, da wo uns der Hubschrauber wieder abholt, eine gewaltige Felswand, die alles Bisherige übertrifft. Vom Lagerplatz mussten wir noch knapp 2 km flussabwärts zum Ende der Felswand paddeln, um von da aus den Aufstieg zu wagen. Von jeder Felsnase wurden die Aussichten schöner. Am Ende gab es auf einem etwas größeren Felsvorsprung ein Schamanenfeuer und jeder genoss auf seine Weise die endlose Weite, rund 250 m über unseren Zelten. Hier versprach ich unseren Paddelfreunden einen weiteren Höhepunkt.
Als Vermesser habe ich mir von der topographischen Karte 1:100000 die Koordinaten von einem Trigonometrischen Punkt abgegriffen, auf mein GPS-Gerät übertragen und diesen Punkt wollten wir nun, noch rund 600 m weiter an der Felsoberkante suchen. Alle waren gespannt und dann überrascht, was wir ihn nach kurzer Zeit fanden. Auf dem Plateau der höchsten Stelle fanden wir ein gut erhaltenes 20 m hohes Signalgerüst, über dem Trigonometrischen Punkt der russischen Landesvermessung.
Kurzerhand erklommen Walter, Peter und ich die Beobachtungsplattform. Von da oben war die Aussicht natürlich noch überragender und mit Hilfe der Karte und einem Fernglas konnten wir in der Ferne die nächsten Signalgerüste erkennen. Zurück im Lager gab es zum letzten Mal Fisch, noch einmal erklang unser Taigalied und in Gedanken waren wir schon am nächsten Tag, ob der Pilot wohl die angegebenen Koordinaten finden würde? Pünktlich schwebte der Hubschrauber ein. Schnell war alles wieder verstaut und noch einmal ging es über die Taigawälder zurück in die Zivilisation. In Mirny bei unseren Gastgebern Ludmila und Boris wurden wir herzlich empfangen und am letzten Abend wurde ausgiebig gefeiert. Mit tollen Eindrücken und vielen Erlebnissen kehrten wir zurück in die Heimat.
English
10-Aug-2013 –
"Once we wanted to go on a grand tour
with cooking utensils and tent,
now we are in Siberia,
for more we lack the money.
Hey, ho, we are now so,
we want to paddle, and fish, too.
All tuck in abundantly,
and there is fresh bannock, too."
The first verse of our taiga song, written by Klaus-Peter Meyer.
We are the 10 friends of www.taigakanutours.de between 59 and 80 years. The operator of the website, Walter Dick, has lived for many years in Siberia. As our guide, he knows his way around very well and has navigated there many rivers by canoe for years. For this year's tour, he chose the Alakit and the Olenyok Rivers.
The voyage by plane was from Germany to Moscow and from there directly to Mirny in Yakutia. There Alrosa operates the second largest diamond mine of the world, several mines as open pits and some with underground mining. The first large mine with a top diameter of 1200 m and 500 m depth can be seen easily on Google Earth. We were warmly welcomed by Walter’s relatives and made first contact with our boats, 3 canoes and 5 kayaks. The next day, the supply for 3 weeks in the taiga was bought. The boats were loaded and transported ahead of us. We followed the same day in a small bus, along with our equipment and food, for about 500 km on the diamond road heading north to the airport in Polyarny. From there we flew in a helicopter Mi-8 fully loaded up to the ceiling to the operation site on some gravel bank of the Alakit. Everybody jumped out, the helicopter took off again and slowly the silence returned in the taiga.
First impression: the river seemed to have sufficient water for our boats. The camp, i.e. the tents and kitchen was built up quickly and soon the first tea was served. Just as quickly the next day everything was dismantled, the provisions and equipment were distributed on all boats, where the canoes took some more than the kayaks. All wanted to be as quickly as possible on the water to get to new grounds. But soon we realized that the Alakit had too little water, though, and not only had the canoes to be pulled over sandbanks again and again. The low water also meant that in the first few days we caught very few fish. After 2 days there was a highlight, we passed two times the Arctic Circle, and after collecting two major tributaries, the situation on the water became better and better, especially since even more tributaries followed in the next few days.
On 10 August I enthused our whole team for the plan to search for the confluence point 67°N 110°E, since this one is located only about 400 metres from the banks of the Alakit. The path there through blueberry fields was easy. At the coordinates’ intersection we took a group picture with Dietlind and Klaus-Peter, Walter, Dirk, Norbert, and Christian.
The next day we reached the Olenyok and from then on we no longer had to pull our boats and in the evenings there was now fish till we had enough. Huge pikes, taimen, a delicacy, and of course lenoks, the Siberian trout freshly prepared from the pan until we were fed up with. And then there was the story "but when the pot now has a hole..." The landscape had changed. The river was wider and more often high rock walls accompanied us on both sides. Of course we had to get up there because Walter promised us magnificent vistas over the larch forests of the taiga from up there. Sergei our doctor played Russian tunes on the accordion that went out far over the surrounding landscape. Inebriated we recorded everything into us. At the next steep walls Walter did no longer need much persuasion. The views from up there were always fascinating.
Quickly the days passed and Walter promised us a huge rock wall that would surpass all the previous ones at the end of the tour, where the helicopter would pick us up again. From the camp we still had to paddle nearly 2 km downstream to the end of the rock wall to venture the climb. At every outcrop the views became better. At the end there was a Shaman fire on a slightly larger ledge and everyone enjoyed in its own way the endless expanse, about 250 m above our tents.
Here I promised our paddling friends another highlight. As a surveyor I grabbed from a topographic map 1:100,000 the coordinates of a trigonometric point, transferred them to my GPS and now we wanted to look for this point still some 600 meters further along the rock edge. All were excited and surprised when we found it after a short time. On the plateau at the highest point we found a well-preserved 20 m high signal scaffold, on the trigonometric point of the Russian land surveying. Without further ado, Walter, Peter, and I climbed the observation platform. From up there the view of course was paramount and with the help of a map and binoculars we could see the next signal scaffolds in the distance.
Back at the camp there was fish for the last time, once again our taiga song sounded and in our thoughts, we were already on the next day, whether the pilot would find the specified coordinates? But on schedule the helicopter hovered in. Quickly everything was stowed again and once again we flew over the taiga forests back to civilization. In Mirny we were warmly welcomed by our hosts Ludmila and Boris, and the last night was celebrated extensively. We returned home with great impressions and many experiences.