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30-Okt-2010 -- Teerstraßen, Takientas, Traditionen
Transafrika in Etappen: Nach der letzten Stressetappe mit 8 Ländern in 6 Wochen sollte unsere 5. Etappe eine geruhsamere Ghana-Togo-Benin-Runde werden. Dies ist die Fortsetzung von 8N 1E.
Für afrikanische Verhältnisse ist die Teerstraße, die hinter Kandé Richtung Nordost führt, hervorragend. Schon nach sechs Kilometern scheint das Ziel erreicht: 30 Meter liegt die Konfluenz neben der Straße. Trotzdem gibt es ein klitzekleines Hindernis zu bewältigen: Von der Straße kommt man nicht runter. Ein Abwassergraben gepaart mit einem zwei Meter hohem Straßenrand vereitelt jeden Fluchtversuch. Man sollte auch nicht auf die Idee kommen, sein Fahrzeug einfach so auf der Fahrbahn abzustellen. Was nach wenig Verkehr aussieht, ist die Hauptverbindungsroute nach Burkina Faso. Hier rauschen von hinten die üblicherweise hoffnungslos überladenen LKWs heran. Über Korrelation zwischen Funktionstüchtigkeit der Bremsen afrikanischer Fahrzeuge und deren überhöhter Geschwindigkeit lohnt sich nicht wirklich zu sinnieren. Dank der zu hohen Achslast der fahrenden Risikofaktoren in Kombination mit dem Tropenklima sind Teerstraßen in Schwarzafrika eine von jedem Reisenden gefürchtete Gedulds- und Materialprobe. Der Teer weicht in Senken (dank heftiger Regenfälle) und in Kurven (dank brodelnder Hitze) auf. Was zunächst wie ein kleines Loch oder Hügelchen aussieht, mutiert mit jeder Belastung zu tiefen Kratern und hohen Wellen: Teer mit Löchern ist schlimmer zu befahren als die übelste Piste. Die Schläge der harten Lochkanten übertragen sich via Fahrwerk auf die Wirbelsäulen der Insassen.
Doch für den Besuch dieser Konfluenz machten wir uns die gefürchteten Schadstellen zunutze: Schon von weitem an den staubig roten Rändern zu erkennen, müssen die Trucks abbremsen und im Kriechgang in Slalomfahrten durch die Kraterfelder manövrieren. Wir stellen den Toyo knapp einen Kilometer weiter hinter einem solchen Riesenloch ab, kraxeln über den Wassergraben, die Böschung hinauf und stehen am Rand eines Feldes direkt an der Konfluenz: Ali hat offensichtlich mittlerweile von Baumwollanbau zu Maisfeld gewechselt.
Das eigentliche Ziel unserer Reise in den Norden Togos liegt wenige Kilometer östlich der Konfluenz. Zurück in Kandé zweigt eine Piste am Ortsanfang aus Richtung Niamtougou kommend nach Nordosten ab. Obwohl die Route nach Boukoumbé eine öffentliche Straße und leicht zu finden ist, muss man als Ortsfremder nicht nur Eintritt zahlen (das ist hinreichend bekannt und völlig okay), man wird darüber hinaus seit neuestem gezwungen einen Führer zu nehmen um „Koutammakou, das Land der Batammariba“ zu queren. Offenbar konnten einige Jugendliche am Weltkulturerbestatus mit dem Anbieten von lokalen Führerdiensten besser verdienen als andere. Um allen gleiche Verdienstmöglichkeiten zu bieten, kam man auf die mehr oder minder glorreiche Idee, dass jeder, der hier durchfahren will, am selbst gebastelten Gate einen Führer nehmen muss, egal ob er ein Takienta (Lehmhaus) besucht oder nicht.
Die Koutammakou stellt laut UNESCO ein besonderes Beispiel für die spirituelle Einheit und natürliche Harmonie zwischen der Bevölkerung und der sie umgebenden Umwelt dar. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen werden Kultur und Religion weiterhin gelebt. Insbesondere die immer noch bewohnten Takientas repräsentieren die lebendigen Traditionen der Batammariba. So gibt es z.B. vor jedem Tata (Haus) mehrere konische Lehmkegel, die jeweils den Geist eines Ahnen verkörpern. Jeder Geist besitzt eine andere Eigenschaft, dem man von Zeit zu Zeit huldigen sollte, um z.B. das Jagdglück oder die gute Ernte sicherzustellen. Ebenso ungewöhnlich ist auch die Taktik, Feinde zu stellen. Während viele andere Völker bei Nacht mit schweren Steinen die Eingänge ihrer Häuser blockieren, lassen die Taberma ahnungslose Angreifer bis in den zweiten Innenhof ihrer meist zweigeschossigen Lehmburgen vordringen. Dort sitzen die ungebetenen Gäste dann in der Falle und können dank zweier kleiner Öffnungen mit Giftpfeilen ohne Anstrengung von außen erledigt werden.
Fortsetzung bei 11N 1E.
Weitere Reiseberichte aus Afrika unter www.afritracks.de.
English version
30-Oct-2010 -– Tarmac, Takientas, Traditions
Africa Overland in stages. After the last stage was very exhausting – eight countries in six weeks – the 5th stage should become a calmer short trip Ghana-Togo-Benin. This continues the story of 8N 1E.
Behind Kandé a - for African conditions perfect - tar route leads into direction northeast. After six kilometres one can find the Confluence 30 meters off the road. But there is still a small obstacle: One can’t leave the road as there is a roadside ditch beside a two meters high slope. And even when there is not much traffic, one should not park its vehicle on the lane. On the main highway to Burkina Faso hopelessly overloaded trucks are speeding from behind. Don’t hope for the efficiency of their brakes. The high axle weight of these mobile risks in combination with the tropic climate turn the tar routes of black Africa into a drawback feared by travellers and their vehicles. Due to violent rainfalls and bubbling heat the tar softens at sinks and curves. The first small holes become deeper and larger with every single load: Potholes on tarmac are even worse to drive than a bad dirt road. The impacts of the hard edges are passed over the chassis to the spines of the passengers.
At this Confluence we took advantage of the otherwise feared damages: When they recognize the potholes from the distance by the red dust on the road, the trucks have to brake and zigzag over the pothole field like in a slalom drive. We parked the Toyo about one kilometre down the road behind such a giant hole; climbed over the ditch and up the “embankment” and reached the Confluence at the edge of a field: Ali obviously changed meanwhile to maize.
A few kilometres east, we found the actual aim of our journey into the north of Togo. Back in Kandé at the beginning of the village coming from direction Niamtougou we found the turn-off to Benin. Although the route to Boukoumbé is a public road and easily found, as non-resident one does not only have to pay entrance (that is well-established and okay), now they force their visitors to take a guide to drive 10 kilometres through “Koutammakou, the Land of the Batammariba”. Obviously some young people gained more than others from the World Heritage status offering local guide services. To level the chances they established the more or less glorious idea that everyone, who wants to cross, has to take a guide at the entrance, whether they will visit a Takienta (mud tower houses) or not.
According to UNESCO the Koutammakou is an outstanding example of the spiritual association and natural harmony between people and landscape. Particularly the Takientas represent the still living traditions of the Batammariba. E.g. in front of each Tata (house) there are different conical clay humps. Each represents the spirit of an ancestor. Every forebear has another attribute. So as animist the Taberma perform a sacrifice atop the cones from time to time in expectation of e.g. lucky hunt or good harvest. Another unusual tradition is the tactic to defend their homes. While many other peoples block the entrances of their houses at night with heavy stones, the Taberma let the enemies come into the inner court of their mostly two storeys' mud castles. There they trap and penetrate them with poisoned arrows from outside using two small openings.
Continued at 11N 1E.
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