English version
Deutsch
04-Sep-2004 -- Fortsetzung von 6N 5W.
Yamoussoukro ist eine Stadt mit Dorfbewohnern, überdimensionalen Straßen ohne Verkehr und einer Basilika, die den Petersdom in Rom in den Schatten stellt. Auf unserer Suche nach 7N 5W durchfuhren wir die Hauptstadt der Côte d'Ivoire und näherten uns in Richtung Bouaké der Grenze des von Rebellen kontrollierten Nordens. Seit dem Putschversuch 2002 ist das Land faktisch zweigeteilt.
Nördlich von Yamoussoukro beabsichtigten wir auf eine Piste ostwärts abzubiegen. Das nächste Dorf hieß Koriakro. Von dort sollte es über die Ortschaften Assanou, Gangoro und Bongolo zum Ziel gehen. Die Abfahrt lag so unscheinbar und zugewachsen am Straßenrand, dass wir zunächst daran vorbeifuhren und bis nach Tiébissou gelangten. Alternativ hätten wir hinter Tiébissou ostwärts auch die Straße nach Didiévi befahren können, aber ein UN-Posten am Ortsausgang, ein Marrokaner, der sichtlich erfreut war über unseren Besuch, riet uns zur Umkehr.
Mit gesteigerter Aufmerksamkeit und langsamer Fahrt gelang es uns dann, wie zunächst geplant, den Weg nach Koriakro einzuschlagen. Der Pfad dorthin war kaum breit genug für unser Fahrzeug. Ein Dorfbewohner klärte uns darüber auf, dass die Brücke zum Dorf Assanou kaputt sei. So waren wir erneut zur Umkehr gezwungen.
Wie der Zufall es wollte, fand gerade an diesem Tag in Koriakro ein Jugendfest statt, welches nur alle zwei Jahre gefeiert wird. Die sehr gastfreundlichen Einheimischen stellten uns den drei Dorfältesten als Gäste vor und man bat uns, vor der Tanzgruppe an vorderster Front Platz zu nehmen. Ein maskierter Tänzer bewegte sich unter Trommelrhythmen und Gesang zunächst auf mich zu und gab mir eine Art Graspinsel in die Hand. Glücklicherweise reichte ich den Pinsel flugs an meinen Begleiter weiter. Man erklärte ihm nun, dass er entweder tanzen oder zahlen müsse. Da er das Risiko irgendwelcher Folgeverpflichtungen nicht eingehen wollte, entschied er sich lieber für's Zahlen.
Nachdem die Tanzzeremonie beendet war und die Fußrasseln verstummten, wurde in der Stammessprache Baulé ein Ritual abgehalten, um Gesundheit, Glück und gute Ernte zu beschwören. Ein Getränk wurde mehrmals unter entsprechenden Formulierungen auf der Erde ausgeschüttet, wo es versickerte. Da wir uns weiter auf die Suche nach 7N 5W machen und den Dschungel spätestens zur Abenddämmerung verlassen wollten, baten wir die Dorf-Chefs um Erlaubnis, ihr Fest verlassen zu dürfen. Natürlich durfte zum Abschied ein Gruppenbild nicht fehlen. Zwei Dorfbewohner nutzten außerdem die Gelegenheit, sich uns auf der Fahrt nach Yamoussoukro anzuschließen.
Unterwegs auf der Piste wurden wir von drei jungen Wegelagerern angehalten, die ebenfalls eine Gelegenheit nutzen wollten, um die sie allerdings weniger freundlich baten. Da wir nicht bereit waren, die geforderte Summe "Wegezoll" zu zahlen, reduzierten wir diese auf ein paar Münzen - was durchaus angemessen war - und fuhren langsam aber bestimmt weiter, während man uns unter Nachrufen mit Drohgebärden und einem alten Schießeisen hinterher gestikulierte.
Vor uns lag jetzt wieder die Hauptstadt, mit der riesigen Kuppel, die von herannahenden starken Gewitterwolken verschluckt zu werden gerade im Begriffe war. Unser nächster Versuch, nachdem wir unsere Passagiere in der Stadt verabschiedet hatten, sollte uns südwärts an den Schnittpunkt heranführen. Hierzu verließen wir Yamoussoukro auf Höhe des Hotel President auf einer sehr breiten Straße nach Osten. Sollte diese Straße lange genug sein, würde sie uns schnell zum Ziel bringen können. Leider verschlang die unverhältnismäßige Breite der Piste offenbar soviel Material, dass es bis zum nächsten Ort wohl nicht mehr reichte.
Plötzlich war die Fahrbahn zuende und wir bewegten uns in dem vom Regen gerade aufgeschwemmten, roten Sand weiter. Vorher wies uns ein Schild den Weg nach links, nach Assanou. Eine Abfahrt fanden wir nicht, sodass wir in Oufouédiékro landeten und umkehren mussten. An der unscheinbaren Abzweigung nach Assanou wurden wir von einem Kontrollposten zurechtgewiesen, wir könnten doch nicht so einfach hier anhalten. Ein anderer Polizist jedoch verstand unsere Frage nach dem Weg und ließ uns passieren. Der Weg wurde immer holpriger. Besonders jetzt wussten wir die Vorzüge des GPS-Gerätes zu schätzen, meldete es uns doch den Sonnenuntergang um 18:22 Uhr. So konnten wir den Umkehrzeitpunkt berechnen, um möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit in die Stadt zu gelangen.
Wir erreichten Assanou in der Abendsonne. Kurz zuvor überquerten wir den 7. nördlichen Breitengrad und waren an diesem Punkt noch 17200 Meter vom Ziel entfernt. Der Himmel war noch mit schweren Regenwolken behangen, während die Abendsonne die Landschaft in satten Farben erstrahlen lies. Hin und wieder winkten uns heimkehrende Einheimische zu.
Im Dorf Gongoro angekommen, etwa 9500 Meter vom Ziel entfernt, stießen wir auf einen Wachposten. Eine handvoll Soldaten, ausgerüstet mit Schutzwesten, Stahlhelmen und schwerer Bewaffnung lehnten an einem Pick-Up. Sie sicherten das Dorf gegen die gelegentlichen Übergriffe der Rebellen, erklärte uns der Chef des Trupps. Man riet uns erneut zur Umkehr. Da eine derart bewaffnete Postierung wohl nicht grundlos im Busch vorzufinden ist, traten wir sicherheitsbewusst den Rückzug an. Die deutschen Worte "Auf Wiedersehen" hörten wir an diesem Tag nun schon zum zweiten Mal.
Auf ein Wiedersehen würden wir uns sicher freuen, zwar auch wegen des Auffindens der Konfluenzen, aber viel mehr im Hinblick auf bessere, friedlichere Zeiten, denen die Elfenbeinküste hoffentlich bald entgegensteuert.
English version
04-Sep-2004 -- Continued from 6N 5W.
Yamoussoukro is a study of conflicting forces: a city inhabited by villagers, equipped with extra wide streets waiting for the traffic that never comes and a Cathedral that dwarfs the St. Peter's original in Rome. During our search for 7N 5W, we traversed this unusual capital city of the Côte d'Ivoire, nearing the rebel-controlled border to the north by way of Bouaké. The country has been divided in two since the coup attempt in 2002.
Our intent was to turn right off the main road north of Yamoussoukro, the next village on our route being Koriakro. From there via the villages Assanou, Gangoro and Bongolo lay our destination. The turnoff was so well camouflaged, overgrown and invisible that we did not realized we had missed it until we landed in the village of Tiébissou. As an alternative we continued, intending to head east after Tiébissou toward Didiévi, but a UN post at the city limits, manned by a Moroccan solder, who, though visibly pleased by our visit, nevertheless convinced us to turn back.
Paying closer attention and reducing our speed enabled us to reach Koriakro according to the original route chosen; whereby the word "route" is loosely applied to the footpath leading there. However, our success was short lived. A villager told us that the bridge to Assanou was out, and our journey could not be continued by that route.
As chance would have it, there was to be a youth festival that day in the village of Koriakro, the likes of which is only celebrated every two years. The villager helping was incredibly hospitable and introduced us to the three village elders. We were invited to sit in the front row right in front of the dancers. A masked dancer moved to the vocal and drum rhythms, approaching me and handed me a large tassel made of dried grass. To my great luck, I quickly handed it to my companion, who thereby was invited to dance, or pay - his choice. Fearing unknown consequences should he misstep, my companion immediately opted for the financial solution.
After the dancing ceremony was over and the rattles were silenced, a ritual was held in the tribal language of Baulé in the name of health, happiness and a good harvest, involving a liquid of some kind, which was cast on to the ground several times where it trickled away. 7N 5W awaited us, and we needed to continue and complete the jungle portion of our journey before nightfall. So we requested permission from the village elders to leave the festivities. The obligatory Kodak moments taken care of, it was off to Yamoussoukro, accompanied by two villagers happy for the opportunity of a free ride.
Unfortunately, not all opportunists were as polite as these villagers. We were stopped on the way by highwaymen, waving their antique rifle in anger as we slowly but surely drove on, reducing the fare demanded - fairly, I might add - to a number of coins.
In front of us lay the capital city, "Our Lady of Peace" cathedral visible even from afar. The mammoth dome seemed about to be swallowed by the huge rain clouds approaching. After dropping off our passengers in the city, we started our next attempt at 7N 5W from the south.
With this in mind we left Yamoussoukro by way of heading east on a wide street starting at the Hotel President. If the street proved to be long enough, then we would reach our destination in no time at all. Unfortunately, the street proved to be wider than long and ended rather suddenly well before the next settlement. The runway stopped at what was formerly red sand and currently, due to heavy rains, just plain mud.
A sign had posted the way to Assanou off to the left, but we landed in Oufouédiékro without having noticed anything heading off in the direction indicated. There we turned around. Having found the "road" to Assanou, we were stopped and reprimanded by a control post. No stopping was allowed on this route. Another police officer understood our request for directions and allowed us to pass. The path deteriorated rapidly and we were happy to have our GPS, even when it informed us of the impending sundown at 6:22 pm. We were able to calculate the point of return in order to reach the city of Yamoussoukro before dark.
Before reaching Assanou we crossed the 7th latitude and were 17,200 m from our destination, with little daylight to spare. The sky was filled with dark rain clouds and the evening sun turned the surrounding landscape into a kaleidoscope of colours. Periodically villagers returning home waved at us.
In the village of Gongoro, with 9,500 meters to go, we came upon a control post. A handful of heavily armed soldiers, with steel helmets and bulletproof vests leaning on a pick-up truck protected this village from periodic rebel attacks, according to the leader of the troop. We were advised to turn around. Being of the opinion that so much hardware doesn't stand around in the middle of the jungle for nothing, we prudently decided to do so.
Hearing the German words "Auf Wiedersehen" (good bye, literally "see you again") for the second time that day, we left hoping "to come again", not only to reach 7N 5W, but with hopes "to come again" in better times, in times of peace, which the inhabitants of the Côte d'Ivoire surely deserve.