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07-Nov-2011 -- Die neue Macht im Staat
Transafrika - die Unvollendete: Die sich kontinuierlich verschlechternde Sicherheitslage im Sahel (zumindest für Menschen mit weißer Hautfarbe), steigende Visagebühren mit neuen bürokratischen Hindernissen gepaart mit teuren Flügen und dem faktischen Cut-off der Route durch Angola und Kongo (Dem. Rep.) brachten uns zu der Einsicht, dass wir in Zukunft wohl einen anderen Kulturkreis besuchen sollten. Die 6. Etappe auf der Westroute bringt unseren Toyo daher zurück nach Hause.
Vor zwei Jahren waren wir durch die Elfenbeinküste nach Ghana gekommen. Die Rebellen der Forces Nouvelles machten einen Besuch des Nordens nicht ratsam. Im Herbst 2010 wurde Laurent Gbagbo bei Präsidentschaftswahlen abgewählt. Doch erst am 11. April 2011 konnten UNO-Truppen mit Unterstützung der Franzosen nach heftigen Gefechten Gbago in Abidjan festnehmen. Seither ist das jahrelang geteilte Land wieder vereint: Die damaligen Rebellen sind jetzt Herr im ganzen Lande und die Tage der grauen unbesuchten Konfluenzen dürften gezählt sein - auch im bisher nicht besuchbaren Norden.
Doch die Spannung bleibt: In Westghana erzählte man uns, dass die meisten Weißen während der Unruhen vor Übergriffen geflüchtet waren und jetzt – sechs Monate später – die Ersten langsam überlegen, ob sie wieder zurückkehren sollen. Infos von anderen Reisenden in einschlägigen Foren suchten wir daher auch vergeblich. Nur der Surfer Brad empfiehlt mit Assini einen Surfspot im Süden der Elfenbeinküste. Er hatte dort am Strand fernab der Hauptstrassen wenig mitbekommen von den Unruhen im Land.
Sowohl am Grenzübergang, als auch an den zahlreichen Straßenkontrollen ist zahlreiches neues Personal im Dienst. In olivfarbiger Uniform und mit hoch geschnürten Springerstiefeln machen die jungen Männer eher einen flegelhaft-kämpferischen Eindruck als den der Präsentation offizieller Staatsgewalt. In unserem weißen UNO-ähnlichen Landcruiser werden wir jedoch meist korrekt abgefertigt. Ganz im Gegensatz zu den lokalen Taxifahrern, denen beim geringsten Regelverstoß an jeder Kreuzung ein Trillerpfeif-Konzert der neuen Ordnungsmacht die kostenfreie Weiterfahrt verwehrt.
Wir haben soeben einen solch potentiell unangenehmen Posten passiert, als ich feststelle, dass eine Konfluenz günstig nur acht Kilometer ostwärts liegt. Also umdrehen und fragende Blicke auf sich ziehen. Wir überlegen jetzt schon, wie wir den Besuch einer Konfluenz erklären, wenn wir später ein drittes Mal an den Kalaschnikows vorbei müssen. Glücklicherweise konnten sie von ihrem Standpunkt aus nicht auch noch sehen, dass wir am Anfang des Dorfes die Hauptstrasse in rechtem Winkel verließen um einem toyobreiten Buschpfad zu folgen. Der nachgeklickte Google-Earth-Track stimmt hervorragend. Allerdings ist hin und wieder nicht klar, ob wir gerade einer Piste oder einem Bachlauf folgen. Fragezeichen in den Gesichtern der entgegenkommenden Fußgänger und Mopedfahrer machen deutlich, dass hier normalerweise kein Bleichgesicht-Pärchen in einem weißen Toyota lang fährt. Nach sechs Kilometern erreichen wir eine knietiefe Furt. Wir beschließen auf Experimente zu verzichten und parken den Toyo am „Pistenrand“. Zu Fuß folgen wir einem Buschpfad weiter nach Osten, passieren Palmen und eine kleine Ansiedlung. Nach 1,5 Kilometern geht es querfeldein durch lichten Buschwald nach Norden. Entlang eines mit Stacheldraht umzäunten Geländes wachsen großblättrige Bäumchen im Spalier. Nach 800 Meter übersteigen wir den Stacheldraht und stehen nach weiteren 200 Metern am Konfluenzpunkt.
Entlang dem Spalier am Stacheldraht geht es wieder bis zum Buschpfad. Der Toyo steht noch unverändert im Busch. Zurück auf der Strasse nach Norden hält die Mannschaft am Kontrollposten glücklicherweise Mittagschlaf.
Fortsetzung bei 10N 6W.
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English version
07-Nov-2011 -- The new force in the country
Africa Overland - unfinished: Rising visa fees and bureaucratic issues additional to expensive flights, continuously worsening security situation for whites in the Sahel, and the cut-off through Angola and Congo (Democratic Republic) convinced us to visit other culture regions in future. The 6th stage on the Westroute will bring our Toyo back home.
Two years ago we crossed Ivory Coast into Ghana. A visit to the North was not advisable due to the rebels of the Forces Nouvelles. In autumn 2010 Laurent Gbagbo was dropped by presidential elections. But only after violent conflicts UN troops with support of the Frenchmen could arrest Gbago on 11 April 2011 in Abidjan. Since then the country divided for many years is united again: The rebels took over and are now the “new force” seizing power in the whole country. The days of the grey unvisited confluences might be counted now even in the North.
But a visit will still be exciting: Many whites had fled during unrests and now - six months later - the first ones slowly consider whether they are going to return. There was no information from other travellers in relevant forums, of course. Only the surfer Brad recommended Assini as a surf spot in the South of the Ivory Coast. He didn’t experience any bad things during the unrests as he lived far away from the main roads at the beach.
There was obviously a lot of new personal in charge at the border crossings and at numerous road blocks. With olive coloured uniforms and combat boots the mainly young men rather leave an aggressive impression than a serious presentation of official government authority. With our white UN-like Landcruiser they treated us correctly in most cases. We could observe an opposite treatment of the local cab drivers. If they might do the smallest rule offence they were stopped by a whistling concert and probably couldn’t go off for free.
We just passed such a potentially unpleasant post when I stated a Confluence lying only eight kilometres off the tar to the East. So we had to turn and pass the post a second time. We both already thought about how to explain the visit of a Confluence when we later would have to pass the Kalashnikovs a third time and hoped they would not see us leaving the tar at the beginning of the village. We followed a bush track which I figured out by Google Earth. Sometimes it wasn’t clear whether we followed a track or a stream bed. Questioning faces of pedestrians and moped drivers coming across made clear that normally no white faced couple is driving here in a white Toyota Landcruiser. After six kilometres we reached a knee-deep stream. We decided not to face experiments and parked the Toyo. We followed a shrub path by food eastward and passed some palm trees and a small settlement. After 1.5 kilometres we left the path to the North into a light shrub forest. Along an area fenced-in by barbed wire big leafed trees were growing in a line. After 800 meters we crossed the barbed wire and reached the Confluence after 200 meters.
Along the barbed wire fence we returned to the shrub path. The Toyo was still parked untouched. Back on the road northward the crew of the post was fortunately holding a sleep.
Continued at 10N 6W.
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